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UNSERE CHRONIK VOM HOTEL BRUSTTUCH |
EPOCHE 1: |
Eines der markantesten Gebäude der Goslarer Altstadt aus der zweiten Blüteperiode der Stadt um 1500 ist das Brusttuch. Das Brusttuch wurde in den Jahre 1521 bis 1526 vom Magister Johannes Thiling erbaut. Der Bauherr war ein reicher Bürger aus einem alteingesessenen Patriziergeschlecht, welches umfangreichen Grundbesitz und Bergwerks- und Hüttenanteile besaß. Magister Thiling, der Jurisprudenz studiert hatte, war Stadtsyndikus (Rechtsbeistand der Stadt) in Goslar.
Der Bauherr heiratete eine Tochter des damaligen Bürgermeisters Wegener.
An der Fassade des Brusttuchs sind die Wappen der Bauherrschaft Thiling
und Wegener verewigt, das Gebäude soll aus Anlass der Hochzeit der
beiden Brautleute errichtet worden sein.
Über den Ursprung des eigenartigen Gebäudenamens ist viel gemutmaßt worden; vom Gildehaus der Brusttuchmacher-Innung bis hin zum Kloster "Zum heiligen Brusttuch". Beide Versionen dürften der historischen Realität nicht entsprechen. Wahrscheinlicher ist, dass der Name Brusttuch auf den fast
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dreieckigen Grundriss der Bauparzelle zurückzuführen ist, deren Form dem dreieckigen Brusttuch ähnelte, welches die Frauen gegen Ende des Mittelalters trugen. Der Baukörper hat die Form eines ungleichschenkliges Vierecks (Trapezes). Das Erdgeschoss ist ein massiver Steinbau, das aus Fachwerk errichtete Obergeschoss ist mit reichhaltigen Schnitzereien versehen. Es ist ein bunter Reigen von heiteren und ernsten Darstellungen, die von einem reichen und phantasievollen Beiwerk umrankt werden. Die bekannteste dieser Figuren am Brusttuch dürfte die "Butterhanne" sein, das inoffizielle Wahrzeichen der Stadt Goslar. Die "Butterhanne" ist eine derb-drastische Darstellung einer Magd, welche mit der linken Hand buttert; mit der rechten Hand hebt die Magd ihren Rock in die Höhe und und entblößt ihren verlängerten Rücken, um ihrem Herrn ihre Abneigung zu zeigen.
Die Butterhanne hat einen Gast des Brusttuchs um 1875 zu folgenden Zeilen inspiriert: "Mit der linken Hand da buttert sie, die rechte am Gesäße, so macht man hierzuland den guten Harzer Käse". |
EPOCHE 2: |
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Dem Gebäude des Brusttuchs war eine wechselvolle Geschichte beschieden. Das ehedem der wohlhabenden Patrizierfamilie Thiling gehörende Gebäude wurde im Wechsel der Jahrhunderte zu einem Wohnhaus für die Ärmsten der Stadt bis es 1860 an den Bauunternehmer Völker verkauft wurde, der es grundlegend sanierte und das ehrwürdige Gebäude stilgerecht erneuerte. Seit 1870 wird das denkmalgeschützte Gebäude als Gasthaus genutzt. Viele hohe |
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geistliche und weltliche Würdenträger, berühmte Gelehrte, Dichter und Künstler haben hier Einkehr gehalten.Seit über 100 Jahren findet im Hotel Brusttuch der Prominenten-Stammtisch "Die lange Bank" statt. Der Stammtisch verdankt seinen Namen einem entsprechenden Sitzmöbel in der Weinstube des Hotels.
Die feucht-fröhliche Hymne des Stammtisches "Die lange Bank" finden Sie unter der Rubrik "Lied der Bankgenossen". |
EPOCHE 3: |
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Im Jahre 2007 wurde das Hotel "Brusttuch" von der Hoteliersfamilie Oberhuber übernommen, welche seit vielen Jahren das Hotel Kaiserworth betreibt. Sinnigerweise gibt es am Hotel Brusttuch zwei Abbildungen, welche eine Verbindung zum Hotel Kaiserworth symbolisieren, so als hätte Bauherr Thiling bereits im 16. Jahrhundert die Geschäftsübernahme im 21. Jahrhundert vorhergesehen. |
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Zu den Schnitzereien im Holzfachwerk des Brusttuchs gehört auch eine Darstellung des "Dukatenmännchens". Das Original dieses Dukatenmännchens befindet sich am Kaiserworth-Gebäude. Ferner ist in der "Däle" des Brusttuchs mehrfach das Wappen der Gewandschneider abgebildet. Die Kaiserworth wurde als Gildehaus der Gewandschneider und Fernhandelskaufleute erbaut. |
LIED DER BANKGESNOSSEN
(nach der Melodie: O Tannenbaum, O Tannenbaum) |
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1. O Busentuch, o Busentuch,
Du Haus mit spitzem Giebel!
Du aller Kneipen stolze Zier
in Goslars durstigem Revier!
O Busentuch, o Busentuch,
wie scheuchst Du alles Übel!
2. O Busentuch, o Busentuch,
Dein Glanz ist unbestritten!
In Dir herrscht streng der Hochgenoss
und bändigt wilder Knaben Tross.
O Busentuch, o Busentuch,
Du Ausbund guter Sitten!
3. O Busentuch, o Busentuch,
mit Deinen Bankgenossen!
Wie trunkfest sitzt da Mann für Mann
und krümmt den Arm so lang er kann.
Im Busentuch, im Busentuch,
so brav und unverdrossen.
4. Im Busentuch, im Busentuch,
da stöhnt der Nachtstuhlrichter:
O weh, o weh, dass Gott mir helf,
schon wieder ist's mal über zwölf! |
O Busentuch, o Busentuch,
was birgst Du für Gelichter.
5. Im Busentuch, im Busentuch,
da sitzt auf seiner Ritze
allabendlich ein stummer Gast
und trinkt und rauchet sonder Hast
im Busentuch, im Busentuch,
aus einer langen Spitze.
6. Im Busentuch, im Busentuch,
da gibt's auch Philosophen
und Bänkelsänger, Pinseler,
Bankfuttermeister und noch mehr.
Doch sind meist all im Busentuch
vor Mitternacht besoffen.
7. O Busentuch, o Busentuch,
Du herbergst arge Geister.
Trotz Marschall, Büttel und Pandur,
von Ruh doch meistens keine Spur!
Im Busentuch, im Busentuch,
Gesell wird täglich dreister.
8. Im Busentuch, im Busentuch,
da hängt ein langes Messer, |
das Wappenzeichen von der Bank.
Das schneid't und läuft den Abend lang,
im Busentuch, im Busentuch,
Moral wird drum nicht besser.
9. Im Busentuch, im Busentuch,
Ihr ewig durst'gen Kehlen!
Du stets vergnügtes Bankgespann,
du Freudenspender Ebermann.
Im Busentuch, im Busentuch,
wie werdet ihr uns fehlen.
10. O Busentuch, o Busentuch,
wir ziehen nun von hinnen!
Doch denken wir an Dich zurück,
wird feucht die Kehle, feucht der Blick.
O Busentuch, o Busentuch,
nach Dir steht unser Sinnen!
11. Ihr Mannen von der langen Bank!
Jetzt auf, und angestoßen!
Ein letzter Gruß ein Händedruck,
ein Fahrewohl, ein Abschiedsschluck!
Vom Busentuch, vom Busentuch,
den scheidenden Genossen! |
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